Vom Konsens zur Evidenz - vernetzt statt verstrickt:
Eine komplette Umsetzung des Gewaltpräventionskonzeptes vom Kindergarten bis zur Oberstufe inklusive Politische Gemeinde 2002 - 2008
Projektgruppe
Lothar Janssen, Walter Bruderer, Schulpflegepräsident,
Ursula Findeisen, Leiterin Schulverwaltung,Matthias Borer, Schulleiter Oberstufe, Sylvianne Baumann,Schulleiterin Unter- und Mittelstufe, Fredy Suter,Lehrer Mittelstufe, Gabriella Rauber, Kontaktlehrperson bis 2008, Markus Thürig,Schulleiter Unter-und Mittelstufe, hier Kindergarten, seit 2006 Roger Tanner, Vertreter Elternrat seit 2007,Mario Grob,Unterstufe bis 2007, Simone Altner, neue Kontaktlehrperson ab 2008, Oberstufe
Zeitrahmen
seit 2002
hier aktuell seit 2006 und laufend
Ausgangslage
Durch rechtsradikale Jugendliche an der Schule und in der Gemeinde, entstand die Idee "über die Bücher zu gehen", um einen klaren Rahmen zu schaffen und präventiv zu wirken. Dieser Leidensdruck bewog uns, klarere Strukturen und Hilfs- sowie Beteiligungsangebote herauszuarbeiten.
Beschreibung des Projektes
Projektziel
Umfassende und nachhaltige Prävention auf allen Schulstufen inklusive Zusammenarbeit mit der Gemeinde. Aufbau eines Netzwerkes innerhalb der Schule und der Gemeinde Hombrechtikon.
Im Mittelpunkt steht die gelebte Schülerpartizipation: "Heh, Ihr werdet ernstgenommen, ihr erhaltet Einsitz in die Jugendkommisssion, ihr könnt mit dem Gemeindepräsident z.B. diskutieren und der Sozialsekretärin und dem Sicherheitssekretär."
Strategien und Massnahmen
Aufbau der Beratungs- und Präventionsstelle (BPS)
www.hombrechtikon.ch/bps Beginn 2002 -
Aufbau Peacemaker Oberstufe: Streitschlichter/Innen modell 2001 -
Aufbau Peacemaker Mittelstufe: Streitschlichter/Innen modell 2004 -
Einführung Pausenradio regelmässig seit 2004 und HomBeat einmal im Jahr in Zusammenarbeit mit dem Musiklehrer: Nachwuchsbands stellen sich vor - rauch- und alkoholfreier Anlass.
Sportfreifächer über den Mittag als teil des Präventionskonzeptes im Sinne von Bewegung und Fitness und nicht Herumhängen.
Einführung Faustlos und Pfad (Positive Förderung alternativer Denkwege) als Unterrichtsprogramme für alle: 2006 - Präventionsprogramme zum Umgang mit Gefühlen
läuft lückenlos jetzt im dritten Jahr! und wird bei Pfad mit einer Lizentiatsarbeit evaluiert - sehr enge Zusammenarbeit mit Manuel Eisner, Cambridge und seinem Team
Einführung SIP: SchülerInnenparlament 12.6.2006
Seit 2007: obligatorische Elternabende vom Kindergarten bis zur 6. Klasse über Themen wie Regeln, Medien usw. - siehe beigefügte Dokumente.
Geplante Evaluation
Dezember 2008:Untersuchung Hort und Krippensituation in Hombrechtikon (Prüfung des Unterbaus) von Student/Innen der Fachhochschule Rorschach
Lizentiat über Pfad Uni Zürich, Pädagogik:
Erste Ergebnisse werden im Januar 2009 vorgestellt.
Der Kindergarten wird Faustlos weiterführen.
Flimmerpause und SIP-Tag und obligatorischen Elternabende 1. - 6. Klasse sind intern ausgewertet worden- siehe u.a. Beilage der Schulleitung.
Konzepte der Gesundheitsförderung
Chancengleichheit
Die Chanchengleichheit wird bei allen Projekten mitberücksichtigt, hier dargestellt am Beispiel Peacemaker: Beide Geschlechter sind als Peacemaker vertreten. Eine Frau ist Kontaktlehrperson Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen, ein Mann leitet die Beratungs- und Präventionsstelle. Bei den Peacemakern leiten Frau/Mann zusammen.
Wie reagieren Jungs, wie Mädchen ist Teil der Weiterbildung von Peacemakern. Um die unterschiedlichen kulturellen Haltungen bewusst werden zu lassen, besprechen wir manchmal z.B. das Thema Flirten vs Uebergriffe.
Religion: Bedingt durch die Religion- und Kulturausbildung des Stellenleiters BPS werden die Religionen ebenfalls berücksichtigt: wir hatten eine Veranstaltung mit JüdInnen und TürkInnen im Schüleralter, die Kipa bzw. Schleier tragen.
Migration: Die Peacemaker kommen aus ganz verschiedenen Kulturen, dies thematisieren wir auch.
Wir sind ab Dezember 08 wieder 28 Peacemaker und Peacemakerinnen, Mädchen und Jungen und nicht die"Bravsten". Brave sind aber auch dabei sowie intro- und extravertierte als Beispiel.
Empowerment
Durch die dialogische und prozesshafte Arbeitsweise, stärken wir die persönlichen und sozialen Ressourcen der Peacemaker und der SIP-SchülerInnen. Dies erreichen wir dadurch, dass sie merken, dass ihre Meinungen wichtig sind und sie auch etwas bewirken können; wir machen transparent, was wir vorhaben und "reiben" uns an der Grenze: Dies erzeugt Offenheit und Konfliktfähigkeit.
Peacemaker und SIP- SchülerInnen diskutieren mit dem Leiter der Beratungs- und Präventionsstelle und anderen Leuten über ihre Lebensentwürfe. SIP- Leute sitzen in der Jugendkommission, entwickeln Ideen und diskutieren wie Peacemaker mit dem Jugendbeauftragten über die Neugestaltung des Jugis: Das Jugi zieht an einen anderen Ort und wird neu aufgebaut; sie teilen dem Jugendbeauftragten mit was ihnen auffällt und wie in Hombrechtikon immer mehr Orte für Jugendliche geschaffen werden können.
Partizipation
Leitbild der Schule Hombrechtikon, Punkt 8:
Wir geben den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, den Schulalltag sowie besondere Anlässe mitzugestalten. Wir übertragen ihnen Verantwortung
Ziel 2 aus der Vereinbarung mit dem kantonalen Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen: Verankerung der SchülerInnenpartizipation, SchülerInnen werden frühzeitig in die Planung einbezogen.
Mit den Schülerinnen und Schülern wurde vor der SIP Gründung über ein Schülerparlament diskutiert; "was bedeutet das, was bringt es und welches sind die Vor- und Nachteile..." . Ebenfalls wurde vor der Peacemaker-Gründung mit den Jugendlichen die Projektideen besprochen, um Aengste abzubauen bzw. einen Dialog in Gang zu bringen.
Jetzt gibt es einen regelmässigen Austausch und eine Zusammenarbeit zwischen SIP und Peacemaker z.B. Pausenradio und den Lehrpersonen.
Langfristigkeit
Zusammenarbeit mit MoJuga (mobile Jugendgassenarbeit), Samowar (Jugendberatungsstelle Suchtpräventionsstelle), Polizei und Sozialbehörde.
Um die Nachhaltigkeit des Präventionsgedanken zu gewährleisten wurde der "Runde Tisch" 2005 gegründet - siehe Organigramm.
Seit 2007 existiert eine Begleitgruppe, die den Entwicklungsprozess beobachtet und der Beratungs- und Präventionsstelle Rückmeldung gibt.
Dezember 2008: Erstellen von Portfolios für die Lehrpersonen und Interessierte (Fachhochschule Rorschach). Nachhaltigkeit gewährleistet durch klar definierte AnsprechpartnerInnen und hochstrukturierte Laufwege, die regelmässig überprüft werden.
Zielerreichung (Evaluation)
Projektziele
Aufbau und Festigung eines Netzwerkes, das von allen getragen wird.
Die Ziele wurden erreicht. Wir sehen, dass wir immer weniger Gewalt erleben, auch bei den versteckten Formen. Die Rückmeldung bei Vorfällen passiert sehr schnell: Alle ziehen an einem Strang!
Strategien und Massnahmen
Alle sehen und spüren, dass wir auf dem richtigen Weg sind und sind sich bewusst, dass immer wieder daran gearbeitet werden muss.
Massnahmen: Alle Laufwege zu strukturieren und bekanntzugeben: Jede/r sollte über Abläufe Bescheid wissen, damit Doppelspurigkeiten vermieden werden.
Stärken
Alle ziehen wirklich mit, es gibt keine Lippenbekenntnisse und Querschläger. Trotz der Konflikte blieb es auf SchülerInnenebene immer stabil, es wurde der Dialog und der Austausch vom SIP und Peacemaker zur Beratungs- und Präventionsstelle immer wieder gesucht.
Schwächen
Das ständige Bemühen um den richtigen Weg kostet manchmal viel Kraft trotz der Strukturen, die geschaffen worden sind.