Der passende Pausenkiosk
Zeitrahmen
Beschluss an Impulsveranstaltung Nov. 2011 durch gesamte Lehrerschaft: Ein neuer Pausenkiosk wird gewünscht.
Evaluation der richtigen Form des Pausenkiosks an Schulkonferenzen Jan.-Feb. 2012
Vorschlag der gewählten Form z.H. Schulpflege Feb. 2012
Entscheid der Schulpflege Mai 2012
Neustart nach dem Modell Zürich Feb. 2013
Einführungsphase März-Juli 2013
Auswertung der Einführungsphase Juli 2013
Weiterführung ab Aug 2013
Ausgangslage
Der "Pausenkiosk" in der 10-Uhr Pause wird von Schülerinnen und Schülern, sowie von einer Mehrheit der Lehrpersonen im Schulkreis Kalktarren von Schlieren gemäss Evaluationstagung GfS vom 7. November 2011 gewünscht. Zwei Jahre zuvor war ein Pausenkiosk durch einen Bäcker eingerichtet gewesen. Da die Schuleinheit mit dem Sortiment aber nicht zufrieden war, wurde der damalige Pausenkiosk eingestellt.
Zuvor und danach hat es an der Schule andere Formen der Schülerinnen- und Schülerverpflegung gegeben: Znüniangebote durch eine Oberstufenklasse, Verkauf von selbstgemachten Brötchen aus der Schulküche oder Selbstorganisation durch SchülerInnen, welche bei einem Lieferanten bestellen konnten. Stets aber wurden diese Projekte über kurz oder lang aufgrund fehlender Nachfrage, zu grossem Aufwand oder Schwierigkeiten beim Verkauf wieder eingestellt.
Ein anderes Modell ist an der Unterstufe schon länger erfolgreich: Der Obstkorb. Klassenlehrer organisieren zusammen mit Eltern Lebensmittel, welche die Kinder vor der Pause anrichten. An der Oberstufe konnte dieses Modell nicht Fuss fassen, weshalb von der Lehrerschaft wie von den SchülerInnen der Oberstufe ein neues nachhaltiges Modell gewünscht wurde.
Beschreibung des Projektes
Projektziel
Schülerinnen und Schüler sollen die Möglichkeit haben, sich in der Schule etwas zu essen zu besorgen.
Die Schülerinnen und Schüler sollen nicht mehr hungrig im Unterricht sitzen müssen.
Die Lehrpersonen sollten keine aufgrund Hungers unkonzentrierten Schülerinnen und Schüler in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr im Unterricht haben.
Schülerinnen und Schüler sollen eine günstige Möglichkeit haben, sich gesund ernähren zu können.
Es gibt weniger Verstösse "Verlassen des Pausenplatzes" (=während der Pause in die Migros gehen)"
Möglichst wenig Aufwand für die Klassenlehrpersonen.
Möglichst wenig Aufwand für das Reinigungspersonal/Hauswartung
Die Anbieter (Klasse) sollte einen ordentlichen Reingewinn machen oder belohnt werden.
Strategien und Massnahmen
Strategien
Nach längerer Suche sind wir schliesslich im Februar 2013 mit einem für uns passenden Modell gestartet. Dieses war aber keines der vorgängig in der Lehrerschaft evaluiertes Modell: Der neue Pausenkiosk soll mit zwei Asylbewerberinnen mit Unterstützung einer Klasse der 3. Oberstufe geführt werden. Der Pausenkiosk soll dreimal wöchentlich, nämlich Montag, Mittwoch und Freitag in der 10-Uhr Pause angeboten werden. Die SchülerInnen der Pausenkiosk-Klasse machen die Kasse bzw. den Verkauf und geben dem Käufer einen Bon. Die Asylbewerber geben gemäss dem Bon die Lebensmittel heraus. Die Bons sind mit einem Signet bedruckt, damit keine "Falschbons" in Umlauf kommen. Die Bons haben den Produkten entsprechend unterschiedliche Farben, damit die Asylbewerber mit nur wenigen Sprachkenntnissen die Übersicht behalten. Die Bons werden auf einem Nagelbrett gesammelt. Die Pausenkiosk-Klasse berechnet wöchentlich die Tageseinnahmen und überwacht die Kasse. Bestellungen werden von der Lehrperson der Pausenkiosk-Klasse getätigt und sie koordiniert die Bäckerei. Frischprodukte, momentan Brötchen, werden von den Asylbewerberinnen vor der Pause in der Bäckerei abgeholt und zu Sandwiches verarbeitet.
Notwendig für dieses Modell ist ein abschliessbarer Lagerraum mit einem Kühlschrank.
Massnahmen zur Akzeptanz
Die Akzeptanz des Pausenkiosks durch die Lehrerschaft macht den Boden. Ohne sie hätte der Pausenkiosk von den Schülerinnen und Schülern abgelehnt werden oder respektlos behandelt werden können. Die Schulleitung befürwortet das Projekt ausdrücklich an der Schulkonferenzsitzung. Die Projektleitung stellt ausführlich die Organisation dar und beantwortet Fragen an und nach der Schulkonferenz zum Thema. Die Projektleitung verschickt Produkte- und Preisliste sowie einen Lageplan. Das Schulsekretariat verschickt eine E-Mail an die Lehrerschaft, für den Pausenkiosk in der Klasse zu werben.
Geplante Evaluation
Der passende Pausenkiosk ist bis anhin bei zwei Gruppen evaluiert worden: Zum einen wurden die Lehrpersonen vor dem Start des Projekts mit einem Fragebogen befragt, wie weit sie zufrieden mit den Projekten der Gesundheitsfördernden Schule seien. Dieser hat wenige Wochen später gestartet, wodurch der Zusammenhang zwischen den laufenden Projekten, dem Pausenkiosk und der gesundheitsfördernden Schule geschaffen wurde. Zum anderen wurden die Schülerinnen und Schüler über die Zufriedenheit des laufenden Pausenkiosks gefragt.
Eine noch ausstehende Evaluation ist die bei den Eltern: Nach geraumer Zeit, wenn das Projekt etwas Fuss gefasst hat und dieser auch bei den Eltern bekannt ist, soll eine Befragung der Eltern zum Gutheissen, zu den Preisen und zur Nachfrage stattfinden.
Ebenfalls soll das Projektziel, dass die Schülerinnen und Schüler nach der 10-Uhr-Pause konzentrierter arbeiten bei den Lehrpersonen evaluiert werden.
Konzepte der Gesundheitsförderung
Chancengleichheit
Als Anbieter des Pausenkiosks sind natürlich beide Geschlechter willkommen, doch ist eine Arbeitsteilung sichtbar geworden: Den Verkauf übernehmen lieber die Mädchen, wogegen die Jungs gerne den "Rausschmeisser/Türsteher" übernehmen.
Beim Angebot wurde darauf geachtet, dass die Lebensmittel möglichst günstig sind. Bei den Früchten, momentan Äpfel, und den DarVida ist der Gewinn für die Anbieter daher gleich Null, die Preise liegen sogar dank Nachhaken beim Lieferant (Spar) unter dem normalen Ladenverkaufspreis. Somit können auch Kinder bzw. Eltern mit tieferen Einkommen an unserem Pausenkiosk teilnehmen.
Eine Spezialität unserer Schule ist der hohe Anteil Kinder mit muslimischer Religion. Daher waren wir gezwungen, Sandwiches mit Trutenschinken anzubieten, obwohl sich dieser als so teuer herausgestellt hatte, dass wir den Preis von 2.- auf 2.50 für ein Sandwich heraufsetzten mussten. Mit dem alten Preis musste der Pausenkiosk draufzahlen, was die Veranstalter nicht motivierte.
Empowerment
Gestartet hat der Pausenkiosk unter der Leitung einer Klasse: Die Klassenlehrer haben die Schülerinnen und Schüler informiert, angefragt, aufgeboten und instruiert. Der Gewinn geht in die Klassenkasse, was sicher alle motiviert. Den Verkauf übernehmen aber immer dieselben drei Mädchen, Aufpasser sind immer dieselben 2 Jungs. Die übrigen SchülerInnen der Klasse sind dabei Nutzniesser. Dies stört die "Engagierten" aber nicht, da sie eine Dankbarkeit spüren und ihr Engagement ihnen Selbstbewusstsein zurückgibt. Trotz der ungleichen Arbeitsverteilung gibt es in der Klasse eine Zufriedenheit, da gemeinsam etwas gemacht wird: Die einen tun, die anderen schätzen.
Partizipation
Dadurch dass der Pausenkiosk von einer 3. Oberstufe geleitet wird, hat jedes Jahr eine andere Klasse die Möglichkeit mitzubestimmen und zu verändern. Durch das Schülerparlament oder in direktem Kontakt mit der Pausenkiosk-Klasse können die SchülerInnen zu Veränderungen in Angebot oder Form anregen.
Langfristigkeit
Oft wurde in unserem Schulhaus eine Pausenverpflegung ermöglicht, ebenso oft wurde diese wieder verwehrt. Dies hat einige Zweifler ins Feld geführt, welche nun langsam feststellen, dass es eben doch funktionieren kann. Die Initianten des neuen Pausenkiosks wünschen sich eine innovative Schule, welche sie mit diesem Angebot vervollständigen und sichern können.
Akzeptanz von Seiten Gemeinde und Schulpflege wurde dadurch gestärkt, dass wir mit der Arbeitslosen Organisation Zürich AOZ zusammenarbeiten: Die Gemeinde hat uns zwei Asylbewerberinnen zugeteilt, welche uns helfen, den Pausenkiosk vorzubereiten und durchzuführen. Diese werden durch die Organisation für ihre Einsatzzeit entlöhnt. Ihr Einsatz gilt als erste Eingliederung in den Arbeitsmarkt und stärkt zudem die soziale Komponente: Kontakt und Sprache mit "Einheimischen".
Da die SchülerInnen den Pausenkiosk schätzen, ist darauf zu hoffen, dass sich jedes Jahr eine Klasse finden wird, welche das Projekt weiterführen und stetig verbessern wird.
Zielerreichung (Evaluation)
Projektziele
Unser neuer Pausenkiosk erfüllt den Wunsch, dass SchülerInnen sich verpflegen können, nur teilweise, da dieser nur jeweils Montag, Mittwoch und Freitag angeboten wird. Somit gibt es für Schülerinnen und Schüler keine Möglichkeit, am Dienstag und Donnerstag einen Pausensnack zu beziehen.
Die Schülerinnen und Schüler, die etwas vom Pausenkiosk bezogen haben, sind nach der Pause definitiv weniger vom Hunger geplagt, ob die Schülerinnen und Schüler konzentrierter arbeiten, muss wie erwähnt evaluiert werden.
Das Angebot wird von der Gesundheitsgruppe beobachtet, weshalb wir davon ausgehen können, dass sich die Kinder durch den Pausenkiosk gesund und möglichst günstig verpflegen können.
Momentan sind weniger Verstösse "Verlassen des Pausenplatz" auf dem Weg zur Migros zu verzeichnen, jedoch gibt es nach wie vor dieses Verlassen, z.B. um zu rauchen.
Der Aufwand für die Lehrperson, dessen Klasse den Verkauf führt, ist gross. Dies ist klar eine Schwäche und muss dringend überlegt werden.
Das Littering hält sich bis jetzt in Grenzen, mehr Anlass zur Sorge gibt die Erweiterung des Pausenareals durch den dezentralen Pausenkiosk: Einzelne Schüler machen sich einen Spass daraus, bei einer anliegenden Wohnung "Klingel zu putzen".
Der Reingewinn für die Anbieter scheint erfolgsversprechend zu sein, jedoch müssen zuerst die Ausgaben (Lebensmittelstock und Kasse mit Handgeld) abbezahlt werden.
Strategien und Massnahmen
Im Allgemeinen ist der Pausenkiosk gestartet wie erwartet und hat Freunde und bringt Freude. Den Aufwand für die Lehrpersonen, deren Klasse den Verkauf macht, haben wir unterschätzt. Das jeweilige Zählen der Tageseinnahmen und das Bereitstellen des Handgelds nimmt zu viel Zeit in Anspruch. Ebenfalls wurde nicht überlegt, dass die Tageseinnahmen in kleinstem Kleingeld vorliegen, wodurch es öfters einen Botengang zu einer Bank braucht, welche das Geld zählen bzw. wechseln kann. Andererseits hat sich das System mit den Bons bewährt: Geld und Lebensmittel sind getrennt, was hygienische Vorteile hat, aber auch erst ermöglicht, dass die Asylbewerberinnen mit wenigen Sprachkenntnissen mithelfen können und auch neue Asylbewerberinnen rasch eingearbeitet werden könnten. Der hohe Verbrauch von den Einweg-Bons ist jedoch nochmals zu überdenken.
Bei der ersten Evaluation im Schülerparlament stellt sich heraus, dass SchülerInnen durchaus zufrieden mit dem neuen Modell sind. Einige Wortmeldungen sind zum Angebot gemacht worden, wobei Gipfeli, andere Sorten von Getreideriegel und Capri-Sonne gewünscht wurde. Durch das Protokoll, das an alle ging, konnte schon darauf reagiert werden und eine Möglichkeit, Vollkorngipfeli anzubieten wurde gutgeheissen. Da dies aber ein weiteres Frischprodukt ist, neben den Sandwiches, welche am gleichen Tag verkauft werden müssen, möchte die jetzige Pausenkiosk-Klasse noch mit dem Einführen warten.
Im Sommer wird es aber so weit sein, dass eine neue Klasse für den Verkauf gesucht werden muss. Der Wunsch wäre hier eine 3. Oberstufe. Möglich wäre aber auch, dass aus dem Schülerparlament sich einige Verkäufer rekrutieren liessen, dass das Finanzielle, sprich die Auswertung der Tageseinnahmen eine Lehrperson oder das Sekretariat übernehmen könnte. Somit wäre der Pausenkiosk noch mehr in der Hand der Schülerinnen und Schüler. Ideal wäre dabei, wenn ein Wahl- oder Projektfach geschaffen werden könnte, welches die Finanzen und den Einkauf koordinieren könnte.
Stärken
Die zwei "Gratis"-Arbeitskräfte von der AOZ sind eine Gewinn für uns. Die Asylbewerberinnen holen jeweils die frischen Brötchen vom Beck, machen Sandwiches draus und stellen sie bereit. Ebenfalls bauen sie den Pausenkiosk auf, damit die Klasse sofort beginnen kann.
Unsere Schülerinnen und Schüler sehen den Pausenkiosk auch als ihr eigenes Projekt, was zur erfreulichen Folge hat, dass das Anstehen gesittet und kooperativ ist. Meist werden die Abfallkübel für den Müll verwendet und es liegt nicht mehr Abfall herum als vor dem Projekt.
Schwächen
Die Einrichtung des Pausenkiosks muss jedes Mal aufgebaut und wieder abgebaut werden. Ein Verkaufshäuschen o.ä. wäre eine bessere Lösung, ist momentan aber zu viel des Guten.
Zum Teil erlauben Lehrpersonen der Unterstufe den Kindern nicht, Geld mit in die Schule zu nehmen. Diese Schülerinnen und Schüler können dann nichts am Kiosk kaufen.
Das Interesse der Lehrpersonen ist eher gering, die wenigsten sind in anschauen gegangen. Ebenso ist die Aufsicht beim Pausenkiosk eher spärlich: Die Schüler sind meist unter sich. Dies kann Vorteile haben, die fehlende Kontrolle bringt aber auch Schwierigkeiten, wie wir das mit dem "Klingel-Putzen" festgestellt haben, mit sich.