Lernen zu lernen mit mathematischen Inhalten


Allgemein
Projektleitung
Schulthess
Kathrin
Projektgruppe
Elisabeth Geissmann, IF, UST / MST
Andreas Gantenbein, IF, UST / MST
Katrin Eggenberger, KIGA-LP
Andrea Dietiker, KIGA-LP
Tina Bodmer, KIGA-LP
Zeitrahmen
Voraussichtlich 3 Schuljahre, 2009-2012
Projektbegründung
Ausgangslage
Ausgangslage:

-QUIMS-Schuleinheit seit Schuljahr 2008 / 2009.
-Hoher Anteil von Schülerinnen und Schüler, die nach Abschluss der Primarschule in die Sekundarstufe B und C übertreten.
-Mehrere Projekte zur Ernährungs- und Bewegungsförderung seit Jahren initialisiert:
-zwei Mal jährlich eine Gesunder Znüni-Woche
-ein Mal jährlich eine Bewegungswoche, u.a. mit gemeinsamer Morgengymnastik zu Beginn des Schuljahres

Der Entwicklungsbedarf aufgrund der Standortbestimmung ist:

Befähigung /Bewältigbarkeit:
Lerntechniken und Strategien, die die Schülerinnen und Schüler selbständig und in allen Lern- und Lebensbereichen einsetzen können.

Chancengleichheit / Verstehbarkeit:
Positive Beeinflussung des eigenen Lernens, ungeachtet ihrer Herkunft und gezielte Unterstützung nach Bedarf.

Nachhaltigkeit / Sinnhaftigkeit:
Selbständiges und niveaudifferenziertes Lernen von Kindergartenstufe an.

Patizipation / Selbstwirksamkeit:
Verantwortungsbewusstsein fördern, erreichbare Ziele setzen und erreichen, eigene Ressourcen erkennen und gezielt nutzen, weiterentwickeln.

Fazit:

Aufbauend auf die drei Handlungsfelder von QUIMS, Sprachförderung, Integration und Schulerfolg, war es der Wunsch der Lehrpersonen, die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler ganzheitlich und im Sinne der Qualitätskriterien Befähigung, Chancengleichheit, Nachhaltigkeit und Partizipation, sowie nach Antonovsky (Salutogenese: Kohärenzgefühl) zu fördern. Die Lehrpersonen entschieden sich, den Schülerinnen und Schülern zu verhelfen, sich Werkzeuge für ihr lebenslanges Lernen, ihre Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung zu erarbeiten - die jetzigen Schülerinnen und Schüler sollen in Zukunft zu stabilen, starken, selbstbewussten und handlungsfähigen Persönlichkeiten heranwachsen, die sich differenziert und kritisch mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen.
Beschreibung des Projektes
Projektziel
Die Schülerinnen und Schüler sind durch gezieltes Erarbeiten von Lernmethoden und -strategien im Bereich Mathematik in ihren Fähigkeiten und Anlagen bestärkt.

Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, die erworbenen Lernmethoden und -strategien auf die Bereiche Sprache und Mensch und Umwelt und ihre gesamte Lebenswelt zu transferieren.

Die Schülerinnen und Schüler fühlen sie sich dadurch wohl und sind in ihrem späteren Leben persönlich, schulisch und beruflich nachhaltig in der Lage, sich kritisch und ganzheitlich mit der Förderung der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen.
Strategien und Massnahmen
Während mindestens drei Lektionen pro Quartal (mindestens 12 Lek-tionen pro Schuljahr) erarbeiten zwei Klassenlehrpersonen, sowie mindestens eine IF- und / oder DAZ-Lehrperson klassenübergreifend in die Gruppen (zwei Schulklassen aufgeteilt auf drei Gruppen, möglichst Jahrgangsklassen, sonst altersdurchmischt)Lernmethoden und -strategien (mindestens vier verschiedene pro Schuljahr / eine pro Lektionseinheit) mit den Schülerinnen und Schüler, die sich an-hand von mathematischen Inhalten sogleich erproben, vertiefen, vernetzen und transferieren.

Arbeitsschritte der Abeitsgruppe (AG):

-Sichtung, Anschaffung und Zusammentragung, sowie Einführung von Lehrmitteln zur Erarbeitung von Lernmethoden und -strategien.
-Über- und Aufarbeitung von Unterrichtsmaterialien, Bereitstellung und Einführung für alle Lehrpersonen.
-Erstellung eines Materialienordners im Laufe der Umsetzung des Projekts, im Sinne der Ressourcennutzung und -optimierung.
-Massgeschneiderte Weiterbildung durchgeführt von der PHZH zu Lehr- und Lern-, sowie Unterrichtsformen und individualisierenden Unterrichtsgestaltung.
-Zusätzliches Zeitgefäss: Hausaufgabenstunde als nicht-sonderpädagogische Massnahme, in der Lehrpersonen die Schülerinnen und Schüler beim Lernen unterstützen.
-Halbjährliche Durchführung einer Projektevaluation.
Geplante Evaluation
Zwei Mal jährlich:

Februar / März: Schriftliche und mündliche Umfrage unter SuS, LPs und Eltern (punktuell).

Juni / Juli: Schriftlicher Rechenschaftsbericht, der der Lehrerschaft vorgestellt und abgelegt wird.
Konzepte der Gesundheitsförderung
Chancengleichheit
-Die Schülerinnen und Schüler werden in unterschiedliche Gruppen eingeteilt oder können selbst wählen (auch geschlechtergetrennt).
-Alle Schülerinnen und Schüler werden in gleichem Masse innerhalb des Unterrichts unterstützt. Aufträge und Hausaufgaben werden nur im Rahmen der im Unterricht thematisierten Inhalte erteilt - es werden keine zusätzlichen, schichtspezifisch unterschiedliche Voraussetzungen tangierende Hilfsmittel benötigt (beispielsweise elektronische Medien). Sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler können ihre Arbeit in der Hausaufgabenstunde erledigen.
-Religiöse Hintergründe kommen in diesem Projekt keine zu tragen.
Empowerment
-Die Schülerinnen und Schüler erkennen den Nutzen ihrer Werkzeuge.
-Die Schülerinnen und Schüler können ihre Werkzeuge gezielt weiterentwickeln.
-Die Schülerinnen und Schüler haben Erfolgserlebnisse und lernen mit Freude.
-Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass ihnen ihre Werkzeuge auch in ande-ren Fächern und Lebensbereichen von Nutzen sind.
-Mögliche Zukunftsvision: Schülerinnen und Schüler als Assistenzlehrpersonen und Stütz- oder Förderlehrpersonen (inklusive Ausbildung).
Partizipation
-Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten selbständig Lernmaterialien.
-Die Schülerinnen und Schüler übernehmen selbständig Sequenzen, in denen sie Lernmethoden einführen.
-Die Schülerinnen und Schüler nehmen an der Projektevaluation teil.
Langfristigkeit
-Alle Schülerinnen und Schüler fühlen sich insgesamt persönlich ernst genommen und wertgeschätzt.
-Alle Schülerinnen und Schüler arbeiten längerfristig ausgelegt auf ihren Ressourcen aufbauend und können Erfolgserlebnisse erleben, indem sie Ziele erreichen, die zuvor ausserhalb ihrer Reichweite zu liegen schienen.
-Es besteht ein weiteres Projekt, das Lern- und Forschungsatelier, in welchem die SuS ihre Lernstrategien erproben, erweitern, vertiefen und einüben können.
-Alle Projekte sind, bei Erfolg, auf drei Schuljahre ausgerichtet.
Zielerreichung (Evaluation)
Projektziele
Eine Steigerung der Freude und des Interesses an der Mathematik ist spürbar. Lern-methoden und -strategien wurden bisher eher am Rande erarbeitet; die Fachinhalte der Mathematik standen im Zentrum.

Vereinzelt wenden Lehrpersonen Lernmethoden und -strategien, welche im Rahmen der Mathematikförderung erarbeitet und eingeübt wurden, auch in anderen Fächern an. Die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe wenden die Lernmethoden und -strategien nur dann selbständig an, wenn sie durch die Lehrperson in anderen Fächern bereits einmal angeleitet wurden.

Ein höheres Wohlbefinden ist spürbar und verstärkt sich mit der wachsenden Gewohnheit an die neue Lernsituation. Zudem ist eine Zunahme der eigenen Ressourcenbewusstheit unter den Schülerinnen und Schüler zu erkennen und teilweise ein höheres fachliches Selbstvertrauen (beispielsweise aktive Mitarbeit im Unterricht, Verbesserung der Qualität der Hausaufgaben).
Strategien und Massnahmen
Lernen zu lernen alleine stösst bei Lehrpersonen und Eltern möglicherweise auf Wi-derstand, da es inhaltslos erscheint und der oft als Negativ-Ausdruck verwendeten Kuschelpädagogik entspricht. Es macht Sinn, das Lernen in ein allgemein hochdo-tiertes Fach zu verpacken ? damit auch greif- und fassbare Ergebnisse und Entwick-lungsschritte (Veränderungen) zu erkennen sind.

Unsere übergeordnete Zielsetzung ist hochgegriffen und kann erst über eine längere Zeit, wenn überhaupt, vollkommen erreicht werden. Sinnvollerweise wird ein solches Projekt in mehrere in kürzerer Zeit realisierbare Teilziele unterteilt, welche immer wieder aufs Neue motivieren. Als Zeitspanne eignen sich drei Jahre ? idealerweise konzentriert sich in diesen drei Jahren die Projektevaluation insbesondere auf die Lernprozesse von der 4. bis zur 6. Klasse oder 2. bis 5. Klasse, da dort die Stufen-übergänge im Zusammenhang mit neuen Lerninhalten und die Transferwirkung des Projekts auf diese neuen Inhalte beispielhaft beobachtet werden kann.

Gerade in QUIMS-Schulen, die Weiterbildungen über das QUMS-Budget abrechnen können, kann dieses Projekt breitgefächert aufgegleist werden: Weiterbildungen motivieren die Lehrpersonen und steigern Qualität und persönliche Identifikation ? was sich wiederum in höherer Zustimmung von Seiten Schülerinnen und Schüler, ebenso wie Eltern und Behörden niederschlägt.

Allgemein fühlen sich unserer Erfahrung nach Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund und sozial eher benachteiligte Familien sehr angesprochen und un-terstützt durch dieses Projekt. Schülerinnen und Schüler fühlen sich auf neue Weise den Anforderungen gewachsen und erhalten Raum, sich bewusst mit der Schule und ihrer schulischen und persönlichen Zukunft zu befassen. Lernen gewinnt an Stellenwert ? die Schülerinnen und Schüler gewinnen eine neue, andere Perspektive, für welche ihnen im verantwortungsrei-chen sozialen Gefüge ihrer Familie oft Anregung und Förderung fehlen.
Stärken
-Die SuS werden gefordert und gefördert.
-Die Sus haben Spass an Form und Inhalten.
-Die Erfahrungen mit der klassenübergreifenden Durchführung ist spannend.
-Jedes Kind kann sich neu positionieren.
-Die Umsetzung gelingt, wenn sich die zusammenarbeitenden LPs gut verstehen.
-Die Materialienordner sind hilfreich.
-Hie und da wird gar aus dem Materialienordner etwas für die reguläre Klassenarbeit genommen.
-Leistungsdurchmischte Gruppen sind je nach Kontext und Stufe sinnvoller als Niveaugruppen.
-Jede LP bereitet 1 Thema vor, das sie 3mal anbietet, was zu einer Präpentlastung führt.
-Die Elternvertretung steht als Helfer zur Verfügung, wenn dies notwendig ist.
-Die Elternvertretung erachtet Lernförderung mit Mathematik als grundlegend und gibt an, ihre Kinder zeigten Motivationssteigerung und Lernfreude, seit das Projekt umgesetzt wird.
Schwächen
- Es ist (zu Beginn) für die LPs ein Mehraufwand und zahlt sich erst mit der Zeit für LPs und SuS aus.
-Der organisatorische Aufwand scheint (zu) gross im Verhältnis zum möglichen, in absehbarer Zeit überprüfbaren Nutzen.
-Die Lernförderung ist schwierig dem Stoffplan aus den Klassenprogrammen anzupassen, da die Klassen eigene Programme haben.
-Die Anzahl der gesamten Mathelektionen scheint einzelnen Lehrpersonen zu knapp um, auch noch Lernförderung in zwei Mathelektionen zu betreiben (wird als Zusatz zu regulärem Stoff-programm empfunden).

Fazit:

-Weiterbildung letzten Sommer als Sensibilisierung und Jahreseinstieg kam sehr gut an, ihr Effekt verpuffte jedoch bald im gedrängten Alltag. Fragen: Wie sind Förderangebote für SuS nachhaltig möglich, wenn Lehrpersonen ganz andere Themen und immer wieder neue belasten?

-Die Ziele und Verbindlichkeit (Sinn und Nutzen) müssen klar definiert und präsent sein (bleiben).

-Die Nachhaltigkeit des Projekt gerät ins Wanken bei hoher Fluktuation und mässiger Dokumentation (erneut die Frage der Verbindlichkeit).