Gelebte Kooperation mit Eltern
Kurzbeschreibung
Gelebte Kooperation mit Eltern
Zusammenarbeit Eltern – Kindergarten, resultierend aus dem Pilotprojekt „Gesundheit für alle“
Beschreibung
Einleitung
Dieser Leistungsnachweis setzt sich mit Absprache von Emilie Achermann (Verantwortliche der Weiterbildung zur Kontaktlehrperson Gesundheitsförderung an der Pädagogischen Hochschule Zürich) nur mit dem zweiten Teil des Projektes „Gesundheit für alle“ (siehe Kapitel 1.) auseinander. Ich habe mich darauf beschränkt den Prozess nach der erfolgten Standortbestimmung bzw. Befragung von Eltern ausführlich zu dokumentieren. In der Ausgangslage stelle ich einfach kurz dar, warum meine Schule sich für dieses Projekt entschieden hat und gebe eine kurze Übersicht, wie wir die Eltern befragt haben. Der Leitfaden und der Ablauf zu den erwähnten Fokusinterviews wird im Moment von der Pädagogischen Hochschule Zürich (Projektleiterin „Gesundheit für alle“ Theres Bauer) und der Suchtpräventionsstelle Affoltern und Dietikon erarbeitet, so dass andere Interessierte darauf zurückgreifen können. In dieser Arbeit dokumentiere ich, welchen Schwerpunkt das Kindergartenteam aus diesen Interviews ausgelesen hat und wie wir diesen umgesetzt haben.
Zeitrahmen
zwei Jahre (Siehe Anhang II)
Ausgangslage
Die Primarschule Affoltern am Albis umfasst drei Schuleinheiten. Die Schuleinheit Chilefeld/Stigeli, in der ich unterrichte und das Amt der Kontaktlehrperson Gesundheit innehabe, ist seit 2012 eine Quims-Schule (Qualität in multikulturellen Schulen). Dies bedeutet, dass mehr als 40% unserer Schüler und Schülerinnen einen Migrationshintergrund haben. Seit 2014 sind wir eine gesundheitsfördernde Schule und beschäftigen uns mit folgenden Schwerpunkten:
- Gesundheit für alle (Pilotprojekt Kiga)
- Gesundheit Lehrpersonen (GhLP)
Unsere Einheit setzt sich aus fünf Kindergärten sowie zwölf Primarschulklassen – jede Klasse wird doppelt geführt – zusammen.
Da wir wie erwähnt eine Quimsschule sind, beschäftigt uns das Thema Chancengleichheit bzw. Chancengerechtigkeit schon des Längeren. Vom Kanton sind verschiedene Projekte/ Schwerpunkte vorgegeben, deren Umsetzung zum Ziele haben, Nachteile im Bezug auf Schulerfolg zu verringern bzw. die Chancen auf eine gute Bildung zu erhöhen.
Personen mit Migrationshintergrund haben aber nicht nur was die Bildung betrifft Nachteile, sie sind auch einem höheren Risiko krank zu werden ausgesetzt. Man spricht von sogenannten vulnerablen Gruppen. Bildung und Gesundheit beeinflussen sich gegenseitig wie beispielsweise in der ausführlichen Literaturstudie von Kevin Dadaczynski von der Leuphana-Universität Lüneburg dargestellt wird, und daher macht es Sinn, diese zwei Themen nicht isoliert zu betrachten, sondern zu verknüpfen.
Das Pilotprojekt „Gesundheit für alle“ der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) in Kooperation mit der Suchtpräventionsstelle der Bezirke Affoltern und Dietikon (supad) setzt bei diesen Zusammenhängen an. Für das Pilotprojekt wurde eine QUIMS Schule gesucht, die ebenfalls Mitglied im Kantonalen Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen (KNGS) ist. Das Projekt möchte eine vulnerable Gruppe erreichen, ihr aber nicht einfach sagen, was es zu einem „gesunden Aufwachsen von Kindern“ braucht, sondern partizipativ mit den Beteiligten schauen, was für Ideen und Ressourcen vorhanden sind.
Das Pilotprojekt geht folgender Frage nach:
Was braucht es in Affoltern am Albis, damit ein Kind gesund aufwachsen kann? (siehe Anhang I)
Diese Frage wurde den Eltern der Kindergartenkinder in sogenannten Fokusgruppen gestellt. Die Eltern wurden zu einer obligatorischen Veranstaltung eingeladen, an der sie sich in Sprachgruppen unter Leitung einer ModeratorIn bzw. interkulturelle VermittlerInnen austauschten. Die Ergebnisse wurden gesammelt und zusammengetragen.
Es wurden 10 Gruppen gebildet, die sich teilweise auch Geschlechter getrennt ausgetauscht haben. Zudem wurden die Kindergartenlehrpersonen ebenfalls befragt.
Der genaue zeitliche Ablauf ist im Anhang I „Meilensteine ersichtlich“.
Die Gruppenergebnisse wurden zusammengetragen und von der PHZH zusammen mit der supad ausgewertet,
In einer Pädagogischen Teamsitzung wurden diese Ergebnisse dem Schulleiter und den Lehrpersonen präsentiert und gemeinsam festgelegt, welche Aspekte (es haben sich zehn mögliche Aspekte ergeben. Siehe Anhang III) als nächstes verfolgt werden. Das Kindergartenteam entschied sich für den Aspekt „Zusammenarbeit Eltern – Kindergartenlehrperson“.
In der Folge fand eine Sitzung mit den Elternratsdelegierten und den Kindergartenlehrpersonen zum ausgewählten Aspekt „Zusammenarbeit Eltern – Kindergarten“ statt und die nächsten Schritte wurden aufgegleist.
Mit der Wahl des Aspektes wurde bewusst ein Ziel verfolgt, das realisierbar ist und für beide Seiten, also die Eltern – wie auch die Lehrpersonenseite als wichtig und sinnvoll erachtet wird. Mit einer funktionierenden Beziehung zwischen den Eltern und den Lehrpersonen wird das gesunde Aufwachsen der Kindergartenkinder begünstigt. Dies zeigt auch folgendes Zitat aus der Ottawa Charta:
Ottawa Charta WHO1986
„Gesundheit wird von Menschen in ihrer alltäglichen Umgebung geschaffen und gelebt, dort wo sie spielen, lernen, arbeiten und lieben.“
Im Folgenden beziehe ich mich, wie in der Einleitung erwähnt, auf den Aspekt „Zusammenarbeit Eltern – Kindergartenlehrpersonen“
Beschreibung des Projektes
Projektziel
Die Zusammenarbeit zwischen den Eltern und dem Kindergarten soll verbessert und intensiviert werden. Die Veränderungen sind sichtbar, wenn die Beziehung zwischen den oben genannten Stakeholdern vertrauensvoll ist und die Eltern und die Lehrpersonen eine offene und wertschätzende Kommunikation miteinander pflegen Ebenfalls zeigen gemeinsame Minimalstandards, dass in allen Kindergärten die Zusammenarbeit mit den Eltern gleich gehandhabt werden. Dies führt zu einer höheren Transparenz.
Strategien und Massnahmen
Unter Einbezug des Elternrates - als Bindeglied zwischen Schule und Eltern – wurde definiert, was unter „guter Zusammenarbeit“ verstanden wird. Was sind wichtige Merkmale, damit von einer konstruktiven Beziehung gesprochen werden kann und wie kann diese erreicht werden? Aus dieser Diskussion wurden Minimalstandards in drei verschiedenen Teilaspekten festgelegt, die für alle fünf Kindergärten verbindlich sind (Siehe Anhang IV)
Diese werden in regelmässigen Sitzungsgefässen diskutiert und auch evaluiert. Die Grundsatzfrage lautet: „Sind wir alle auf Kurs, was braucht es noch?“
Damit alle Kindergärtnerinnen die gleichen Instrumente benutzen, zum Beispiel beim Miteinbezug des Kindes an den Elterngesprächen, sind Feedbackbögen und „SSG-Blumen“ für die Schulischen Standort Gespärche erarbeitet und allen zur Verfügung gestellt worden.
Geplante Evaluation
Die umgesetzten Massnahmen werden gemeinsam mit den Eltern evaluiert. Das heisst, einerseits schildern diejenigen Eltern,welche die gesamte Pilotphase während zweier Jahre miterlebt haben ihre Eindrücke, und andererseits kommen auch die Eltern, die nur ein Jahr der Umsetzungsphase mitgestaltet haben zu Wort. Dabei halten sie fest, woran die Veränderungen bemerkbar wurden, was noch weiter entwickelt werden kann und welche nächsten Schritte, Aspekte gemeinsam angegangen werden sollten. Der Termin für den Evaluations- und Abschlusselternabend ist am 12. Mai 2016. (Anhang VI, VII und VIII)
Konzepte der Gesundheitsförderung
Chancengleichheit
Bei den vorangehenden Fokusgruppeninterviews wurden die Eltern nach Möglichkeit in ihrer Muttersprache befragt. Somit wurde auch den kulturellen Hintergründen Rechnung getragen.
Bei der Umsetzung der Massnahmen sind alle Eltern immer wieder eingeladen, sich mit der Zusammenarbeit auseinander zu setzen und sich einzubringen. Hier sind Väter und Mütter aller Herkunftsländer aktiv beteiligt. Die Aussagen sämtlicher befragten Eltern wurden zusammengetragen und so berücksichtigt.
Dadurch, dass das Thema einmal jährlich am Elternabend – bei dem alle Eltern anwesend sind - besprochen wird, ist gewährleistet, dass die gesamte Elternschaft eingebunden wird. Wir organisieren jeweils interkulturelle VermittlerInnen, damit wir sicher gehen können, dass alle Eltern sich einbringen können.
Empowerment
Durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema an den Fokusinterviews wurde den Eltern bewusst, was sie bereits alles machen, damit ihre Kinder gesund aufwachsen können. Zudem erhielten sich von anderen Eltern Ideen, was es alles noch geben würde bzw. was wichtig ist (z.B. Besuch des Gemeinschaftszentrums, etc.). Die Eltern können auch ihre Ressourcen in den Kindergarten einbringen und erleben so, dass sie einen wichtigen Beitrag bringen.
Die Kinder werden durch den Minimalstandard „Einbezug des Kindes beim Elterngespräch“ ermächtigt, sich selber Gedanken über ihr Lernen und ihr Wohlbefinden zu machen. Sie lernen sich auszudrücken und zu sagen, wie es ihnen geht.
Durch den hohen partizipativen Anteil im Kindergartenteam bei der Erarbeitung und Umsetzung der Massnahmen, konnte jede Kindergartenlehrperson sich aktiv einbringen und den Prozess mitgestalten. Dabei sind die Ressourcen jeder einzelnen eingeflossen und wurden für die anderen nachhaltig weitergegeben. (zb Best Pratice)
Partizipation
Die Eltern wurden an verschiedenen Punkten des Projektes aktiv einbezogen. Zum einen durften sie zum Start des Projektes an den Fokusinterviews ihre Bedürfnisse darlegen, zum anderen waren die Elternratsdelegierten beteiligt bei der Defintion des ausgewählten Aspektes „Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrpersonen“. Nicht zuletzt wurde am Elternabend in jedem Kindergarten diskutiert, was alle Eltern darunter verstehen und was der Beitrag ihrerseits und jener der Kindergartenlehrperson sein könnte. (Anhang V)
Bei der Evaluation (siehe unten) werden sie ebenfalls nochmals einbezogen. Sie werden zu den einzelnen Minimalstandards befragt, dürfen aber auch zukünftige Themen im Bereich Gesundheitsförderung einbringen.
Partiziption hat aber auch auf der Teamebene stattgefunden. So wurden alle Schritte im Team geplant und die Bedürfnisse aller mitberücksichtigt.
Langfristigkeit
Dadurch, dass das Thema am ersten Elternabend im Schuljahr seinen festen Platz hat und somit institutionalisert ist, wird das Thema jedes Jahr mit den Eltern diskutiert. Sie erleben dadurch, dass den Kindergartenlehrpersonen eine konstruktive Zusammenarbeit wichtig ist und die Meinung der Eltern zählt.
Zielerreichung (Evaluation)
Projektziele
Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Kindergärtnerin ist transparent, respektvoll und zum Wohle des Kindes ausgerichtet. Die Eltern nutzen die geschaffenen Möglichkeiten um sich einzubringen, ihre Ressourcen werden aufgenommen und nach Möglichkeit im Alltag umgesetzt.
Die Kinder beteiligen sich am Elterngespräch in verschiedenen Formen, dadurch sind die Elterngespräche wertschätzend und für alle Anwesende transparent.
Bei den regelmässigen Standortbestimmungen im Pädagogischen Team haben wir festgestellt, dass aus unserer Sicht die Zusammenarbeit mit den Eltern sinnstiftender und somit gewinnbringender wahrgenommen wird. Die Minimalstandards wurden gemäss den Kindergartenlehrpersonen mehrheitlich umgesetzt. Einzelne Punkte, wie zum Beispiel das Schülerinnenfeedback und der Einbezug des Kindes beim Elterngespräch, müssen noch optimiert werden.
Strategien und Massnahmen
Es hat sich bewährt, dass die Ziele gemeinsam mit den Elternratsdelegierten der fünf Kindergärten und den Kindergärtnerinnen erarbeitet worden sind. In einer teaminternen Sitzung wurden Ziele zu einzelnen Teilzielen formuliert.
So hat sich jede Kindergärtnerin verpflichtet, ihren ersten Elternabend zu Beginn des Schuljahres dem Thema Zusammenarbeit zu widmen. Alle Eltern haben die Möglichkeit erhalten, sich über ihre Erwartungen einer guten Zusammenarbeit und was sie dazu beitragen können, auszutauschen. Diese Ergebnisse wurden wiederum in der Teamsitzung besprochen und einhellig als „en cours“ empfunden. Dieses vernetzte Vorgehen hat sich folglich bewährt.
Ebenfalls sind aus dem Austausch mit den Eltern verschiedene Möglichkeiten des Einbezugs der Kinder am Elterngespräch entstanden. Jede Kindergärtnerin verpflichtet sich, die Meinung und/oder Selbsteinschätzung des Kindes ins Gespräche einfliessen zu lassen. Hier sind sogenannt schwächere Formen bis hin zur vollen Anwesenheit des Kindes möglich. Diese flexiblen Anpassungen für das Kind wie auch für die Bereitschaft der Kindergartenlehrperson haben sich sehr bewährt, denn nur dadurch wurde eine Minimalstandarddefinition ermöglicht.
Zum Aspekt Kommunikation hat das Kindergartenteam entschieden, dass alle Klassenlehrpersonen jeweils einen Quintalsbrief mit einer aktuellen Kindergartenagenda abgeben. Über den gleichzeitigen Zeitpunkt konnte keine Einigung erzielt werden. Auch verschiedene Kommunikationskanäle werden unterschiedlich gehandhabt. Im Team ist eine Sammlung möglicher Formen vorgenommen worden. Über die Minimalstandards hinaus konnte keine Einigung gefunden werden. Das Minimum an verbindlichen Vorgaben hat sich insofern bewährt, als dass sich die einzelnen Kindergartenlehrpersonen in ihrem Gestaltungsfreiraum nicht beschnitten fühlen.
Ein weiterer Punkt der sich bewährt hat, sind die festgelegten Zeitgefässe zur Überprüfung des Projektverlaufes und den Umsetzungsmassnahmen.
Stärken
Die Stärke dieses Projektes ist, dass wir als Pädagogisches Team über eine gemeinsame Grundhaltung sprechen, diese diskutieren und einzelne Meinungen überprüft werden. Dadurch entsteht ein Zusammenhalt und Flow, einzelne Teilaspekte umzusetzen. Da sich dies in einer von Wertschätzung geprägten und wohlwollenden Zusammenarbeit mit den Eltern zeigt, und auch Früchte trägt, ist der Ertrag motivierend.
Durch den hohen Grad an Partizipation – auf der Stufe der Eltern wie auch der Lehrpersonen – wurde das Projekt zu jedem Zeitpunkt von allen Stakeholdern getragen.
Schwächen
Eine Schwäche dieses Projektes zeigt sich darin, dass die festgelegten Minimalstandards unterschiedlich ausgelegt werden können und zuletzt nur von der Schulleitung effektiv überprüft und eingefordert werden können. Die Zusammenarbeit mit Eltern wird immer noch stark durch jede einzelne Kindergartenlehrperson geprägt und unterschiedlich stark gewertet. Folglich werden die Eltern weiterhin unterschiedlich intensive Zusammenarbeitsformen erleben.
Ebenfalls ein Risiko bietet der Wechsel der Kindergartenkinder in die Primarstufe. Werden die Werte und die Grundhaltung des Einbezugs der Eltern in der Primarstufe nicht weitergelebt, ist unsere investierte Arbeit nicht nachhaltig.
Im ersten, nicht von mir dokumentierten Schritt, wurden alle Eltern befragt. Dies war für alle Erziehungsberechtigen obligatorisch. Im Sinne von Partizipation ist dies nicht echte Partizipation und es ist fraglich, ob sich auf freiwilliger Ebene alle Eltern auf das Thema Gesundheit eingelassen hätten.